Quicksy für Android und iOS verfügbar

Diesen Monat gibt es etwas ganz Neues in der Welt von XMPP. Durch das Erscheinen von Quicksy für iOS gibt es nun eine kostenlose XMPP-App für Smartphones, die sowohl für iOS als auch für Android (Play Store, F-Droid) unter ein und demselben Namen verfügbar ist und Menschen einen sehr einfachen Einstieg in die Welt von XMPP erlaubt. Manch eine:r mag sagen, dass es doch bereits Snikket gibt. Und das ist korrekt. Snikket setzt jedoch eine Einladung oder ein bestehendes XMPP-Konto voraus, um von Einsteiger:innen verwendet zu werden.

Einleitung

Die meisten heute stark verbreiteten Smartphone Messaging-Apps haben eins gemeinsam. Sie setzen voraus, dass alle Nutzer:innen eine bestimmte App installieren und über einen festen Anbieter kommunizieren. Es handelt sich somit um geschlossene Systeme. Als Nutzer:in begibt man sich somit in eine starke Abhängigkeit. Die Macht des Anbieters steigt mit der Verbreitung. Es fällt zum Beispiel schwer, neuen Nutzungsbedingungen zu widersprechen, da ein Anbieterwechsel eine hohe Wechselbereitschaft der Kontakte voraussetzt.

Bei der E-Mail Kommunikation sieht die Welt noch anders aus. Hier entscheiden sich Nutzer:innen für eine E-Mail App und wählen einen Anbieter, bei dem sie ihr E-Mail Konto einrichten. Sollte ein E-Mail Anbieter Bedingungen ändern, können Nutzer:innen bei einem anderen Anbieter ein E-Mail Konto einrichten und trotzdem noch mit ihren Kontakten im Austausch bleiben. Unternehmen und Privatnutzer:innen können sogar eigene E-Mail Server betreiben, um möglichst unabhängig zu sein. Beim E-Mail System gibt es klare Standards, die dafür sorgen, dass der Austausch funktioniert.

Für das Messaging gibt es ebenfalls einen solchen Standard mit dem Namen XMPP. Während sich die Technik von der des E-Mail Systems unterscheidet, ist das Prinzip jedoch gleich. Nutzer:innen wählen einen Anbieter und eine App und können auf diese Weise mit anderen Nutzer:innen in Kontakt bleiben. Während es bei E-Mails aber selbstverständlich ist, dass man einen Anbieter und eine passende App wählt und Bekannten seine Adresse gibt, ist dieses für viele Messenger Nutzer:innen ein Schritt zu viel. Man hat sich daran gewöhnt, dass ein Messenger lediglich durch die Angabe einer Mobilfunknummer eingerichtet ist und Kontakte automatisch aus dem Adressbuch identifiziert werden.

Anmerkung: An dieser Einleitung merkt man bereits, dass die Vorteile von XMPP manchmal etwas schwer zu erläutern sind…

Und nun zu Quicksy…

Genau an dieser Stelle setzt Quicksy an. Was unterscheidet Quicksy also von “normalen” XMMP-Apps?

  • Quicksy lässt den Nutzer:innen keine Wahl bei der Festlegung einer XMPP-Adresse oder eines Passworts. Stattdessen wird die Mobilfunknummer abgefragt und (nach Verifizierung per SMS) auf Basis dieser eine XMPP-Adresse in der Form mobilfunknummer@quicksy.im angelegt.
  • Quicksy unterstützt lediglich diese eine XMPP-Adresse, d.h. es kann keine zweite in der App hinzugefügt werden.
  • Quicksy gleicht die Mobilfunknummern der Kontakte (sofern die Berechtigung erteilt wird) mit dem Quicksy-Server ab, um neue Kontakte selbstständig zur Kontaktliste hinzuzufügen. Hierbei handelt es sich um andere Quicksy-Nutzer:innen oder andere XMPP-Nutzer:innen, die ihre Telefonnummer in Kombination mit ihrer XMPP-Adresse bei Quicksy selbst hinterlegt haben.

In der Praxis bedeutet das: Mit Quicksy ist der Einstieg in die Welt von XMPP genauso einfach wie bei anderen heute verfügbare Messaging Apps. Nutzer:innen geben ihre Telefonnummer an und im besten Fall haben sie bereits ein paar Kontakte in ihrer Kontaktliste. Sie müssen sich keine Gedanken über Anbieter und Passwort machen und können direkt starten.

Jetzt werden bei einigen Leser:innen die Alarmglocken läuten: Sind wir somit nicht genau bei dem Problem, vor dem wir heute stehen? Nutzer:innen installieren eine App von einem Anbieter unter Angabe ihrer Telefonnummer und befinden sich damit in einer direkten Abhängigkeit? Zusätzlich teilt man ungefragt Mobilfunknummern mit einem Anbieter, um potentielle Kontakte zu finden? Wo ist die digitale Souveränität geblieben?

Quicksy stellt einen einfachen Einstieg in die Welt von XMPP dar und lässt Nutzer:innen bei Nutzung dieser App bewusst keine freie Wahl des Anbieters (Vereinfachung). Man kann jedoch Kontakten, die bei anderen Anbietern sind und andere Apps nutzen problemlos Nachrichten senden und vollständig in Kontakt bleiben. Damit haben wir hier kein geschlossenes System.

Quicksy-Nutzer:innen haben übrigens nach der Einrichtung prinzipiell die freie Wahl der App. Man kann sich in der Quicksy-App ein Passwort anzeigen lassen, mit welchem man seinen Quicksy-Account auch in anderen XMPP-Apps verwenden kann. In anderen Apps verzichtet man allerdings auf das automatische Finden neuer Kontakte durch den Zugriff auf das Adressbuch, da nur die Quicksy-App auf dieses Verzeichnis zugreifen kann (sonst könnte ja jede:r dieses Verzeichnis durchsuchen, um Mobilfunknummern und XMPP-Adressen zu sammeln). In anderen XMPP-Apps können Nutzer:innen dann selbstverständlich zusätzlich zum Quicksy-Account weitere XMPP-Adressen anlegen und einbinden. Damit ist man also unabhängig vom Anbieter.

Es bleibt somit nur ein Monopol bei einer Zusatzfunktion bestehen: Die Komfortfunktion des Auffindens anderer Nutzer:innen anhand der Telefonnummer ist nur über die Quicksy-App und nur bei Nutzung des Quicksy-Servers verfügbar.

Persönliches Fazit

Für mich persönlich ist eine digitale Souveränität ein sehr wichtiges Anliegen und für mich gehören eine Mobilfunknummer und ein Messaging-Konto eigentlich nicht zusammen. Damit befinde ich mich erstmal nicht in der Zielgruppe der Quicksy-App. Allerdings gibt es viele Menschen, die dieses anders sehen und man sollte auch diese Meinungen respektieren.

Quicksy bietet hier eine große Chance für das XMPP Ökosystem. Menschen, die sich weniger mit der Technik beschäftigen möchten, können so einfach in die Welt von XMPP einsteigen und geben auf diese Weise anderen Personen die Chance, ihre digitale Souveränität (Freie Wahl des Anbieters, Freie Wahl der App) zu behalten.

Ich habe mich aus diesem Grund dafür entschieden, meine Mobilfunknummer und XMPP-Adresse im Quicksy-Verzeichnis zu hinterlegen, um neuen Nutzer:innen einen einfacheren Einstieg zu bieten. Ich kann aber auch jede:n verstehen, die/der das nicht tun möchte. Das ist auch gar nicht erforderlich: Teilt man Quicksy-Nutzer:innen seine XMPP-Adresse mit, können diese die Adresse einfach manuell zu ihrer Kontaktliste hinzufügen.

Wenn ich also einmal zu kurz angebunden bin, um XMPP zu erläutern, kann ich einfach sagen: “Du kannst mich per Quicksy erreichen!”.

Die App Quicksy wird übrigens von den Entwicklern der XMPP-Apps Conversations (Play Store, F-Droid) und Monal (iOS) bereitgestellt und basiert somit auf der jeweils gleichen Codebasis.