beaconDB zur Standortermittlung

Seit geraumer Zeit hat mein privates Android Smartphone mit Custom-ROM Probleme die Position zu bestimmen, wenn ich mich in Innenräumen befinde. Bei einer Recherche zu dem Thema fand ich heraus, dass Mozilla den eigenen Location Service in Rente geschickt hat. Dieser wurde von meinem ROM bisher verwendet, um anhand der Funkzelle und von WLANs in der Umgebung die Position zu bestimmen, wenn kein GPS-Signal vorhanden war. Glücklicherweise habe ich mittlerweile eine Alternative gefunden: beaconDB.

Was ist beaconDB?

beaconDB baut eine sogenannte public domain wireless geolocation database auf, damit man auf Basis von WLAN-Netzwerken und Funkzellen seinen Standort bestimmen kann ohne Google- oder Apple-Dienste verwenden zu müssen. Wie in der Einleitung bereits erwähnt, ist diese Technik insbesondere in Gebäuden wichtig, da dort kein GPS-Signal zur Verfügung steht.

Wie nutze ich beaconDB für die Standortermittlung?

Wenn ihr ein Custom ROM mit MicroG verwendet, ist die Einrichtung sehr einfach.

In den MicroG Standorteinstellungen (bei mir unter Einstellungen –> System –> MicroG-Einstellungen –> Standort) klickt ihr auf das Dreipunktemenü oben rechts und wählt dort Online-Standortdienst auswählen. Im Anschluss könnt ihr BeaconDB auswählen.

Es kann jedoch sein, dass an eurer Position noch keine Daten für beaconDB vorliegen und ihr aktuell noch keinen oder einen ungenauen Standort erhaltet. Wie ihr die Datenbasis verbessern könnt, erkläre ich euch im nächsten Abschnitt.

Wie kann ich die beaconDB-Datenbasis verbessern?

Unter Android bieten sich insbesondere zwei Apps an, wenn ihr bei der Vervollständigung der Daten für die Karte helfen möchtet: NeoStumbler und Tower Collector. NeoStumbler ist hierbei für mich persönlich die erste Wahl, steht jedoch nicht auf Google Play zur Verfügung.

NeoStumbler (wenn ihr F-Droid verwendet oder Apps manuell installieren könnt)

NeoStumbler ist die erste Wahl, wenn ihr wisst, wie ihr Apps von F-Droid installiert. Sie ist unter diesem Link verfügbar. Alternativ könnt ihr das aktuelle Release auch bei GitHub beziehen und selbst installieren. NeoStumbler zeichnet sowohl WLAN-Netze, Bluetooth-Beacons und Funkzellen auf. Zusätzlich wird auf einer Karte dargestellt, welche Bereiche ihr erfasst habt.

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Die Einrichtung ist sehr einfach.

  • NeoStumbler bei F-Droid suchen und installieren.
  • NeoStumbler starten und unter Einstellungen bei Endpunkt auf Vorgeschlagene Dienste klicken. Nun beaconDB auswählen und mit Benutzen bestätigen. Im Anschluss auf Speichern klicken.
  • Der App die erforderlichen Berechtigungen erteilen. Ich erledige das meistens direkt im Android System (Einstellungen –> Apps –> NeoStumbler –> Berechtigungen). Hier achte ich bei neueren Android-Versionen auch darauf, dass der Punkt App-Aktivität bei Nichtnutzung stoppen deaktiviert ist.
  • Nun könnt ihr nach dem Start von NeoStumbler unter Berichte Scan starten wählen, um eine Aufzeichnung zu beginnen (z.B. bei einer Radtour, Autofahrt oder einem Spaziergang). Im Anschluss wählt ihr Scan stoppen und könnt mit Berichte senden die gesammelten Daten an beaconDB übertragen. Alternativ könnt ihr bei den Einstellungen auch setzen, dass Berichte automatisch gesendet werden.
  • Nach dem ersten Scan fragt NeoStumbler, ob der Android-Schnellleiste die Option Funknetzwerke scannen hinzugefügt werden soll. Das finde ich sehr praktisch, da man dann von dort direkt Scans starten und stoppen kann.

Expertenhinweis: Android bietet im Entwicklermodus eine Option, die Drosselung der WLAN-Suche zu deaktivieren, so dass NeoStumbler in höherer Frequenz nach WLANs suchen kann, was insbesondere auf dem Fahrrad zu mehr gefundenen WLANs führt. Wenn diese Option bei euch deaktiviert ist, könnt ihr in den NeoStumbler Einstellungen die Option Ignoriere WLAN-Drosselung aktivieren, um davon zu profitieren.

Tower Collector (Google Play oder F-Droid)

Solltet ihr ausschließlich Apps von Google Play beziehen, gibt es die App Tower Collector. Diese kann zwar keine WLANs und Bluetooth-Beacons erkennen, fügt aber die Informationen zu den Funkzellen hinzu.

  • Tower Collector bei Google Play suchen und installieren.
  • Der App die erforderlichen Berechtigungen erteilen. Ich erledige das meistens direkt im Android System (Einstellungen –> Apps –> Tower Collector –> Berechtigungen). Hier achte ich bei neueren Android-Versionen auch darauf, dass der Punkt App-Aktivität bei Nichtnutzung stoppen deaktiviert ist.
  • Tower Collector bietet am oberen Bildschirmrand eine Record Taste, um eine Aufzeichnung zu starten. Mit der Stop Taste, kann sie beendet werden und mit der Pfeil nach oben Taste können die Daten zu beaconDB übertragen werden.

Den Status der Karte ermitteln

Auf der Hauptseite des Projekts wird jeweils angegeben, wie viele Daten beaconBD bereits umfasst. Auf der Seite https://beacondb.net/map/ findet ihr eine Karte der Bereiche, die bereits Daten enthalten. Die Karte ist dabei recht grob gehalten. Bereiche, die farblich markiert sind, sind nicht unbedingt vollständig erfasst, es existieren aber Daten für Teilbereiche des Abschnitts. Aus Datenschutzgründen wir die Karte nicht detaillierter dargestellt. Sowohl die Werte auf der Hauptseite als auch die Karte werden in unregelmäßigen Abständen aktualisiert.

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Wenn ihr aktuelle Daten haben möchtet, gibt es eine Statistik auf dieser Internetseite. Hier erfolgt alle zehn Minuten eine grafische Auswertung, wie viele WLANs, Bluetooth-Beacons und Funkzellen neu hinzugekommen sind. Wenn ihr einen größeren Datensatz hinzufügt, werdet ihr diesen vermutlich kurz danach im Graphen sehen.

Fazit

beaconDB bietet Nutzer:innen von Custom ROMs die Möglichkeit die Einschränkungen bei der Standortermittlung zu reduzieren ohne auf Google- und Apple Dienste zurückgreifen zu müssen. Die Karte des Projekts entwickelt sich aktuell schnell weiter und insbesondere Deutschland hat in Städten, an Autobahnen und Zugstrecken schon eine beachtliche Abdeckung (in Hinblick auf das Alter des Projekts). Wenn nun noch einige Menschen dabei helfen, die Karte weiter aufzubauen, kann hier eine wirklich gute Alternative entstehen, die vielleicht auch weitere Anwendungsgebiete erschließt.